Fehler als Lernpotenzial

  • ...oder was wir von Herbie Hancock lernen können

     

    Wir haben gelernt, dass es eine Tugend ist, Fehler zu vermeiden. Bisweilen und paradoxerweise, kann die Bemühung, Fehler zu vermeiden aber auch ein Fehler sein.

     

    Wenn die Dinge nicht optimal laufen, gerät die Beratung von Familien  nicht selten in die Falle eines Schwarz-Peter-Spiels. Die Frage nach Fehlern, Schuld und Verantwortung steht dann schnell im Raum, oder verbirgt sich hinter Anschuldigungen, Selbstanklagen, Verweigerung oder Rückzug. Die Motivation und Kooperationsbereitschaft sind gestört und die Zusammenarbeit wird schwierig.

     

    Wie manövrieren wir das Familiensystem aus dieser Falle?

     

    Der Jazz Musiker Herbie Hancock spielt 1969 als junger Musiker an einem Konzert mit Miles Davis in Skandinavien. Einmal haut er total falsch in die Tasten. Miles Davis nimmt zwei Töne davon auf und improvisiert ein Solo darüber, welches das Publikum aufs Äusserste begeistert. Nach dem Konzert entschuldigt sich Herbie Hancock bei Miles Davis für den Fehler. Dieser meint, dazu gebe es keine Ursache. Dieser habe ihn nur etwas herausgefordert.

    Da verwandelt der Eine den Fehler des Anderen in eine Meisterleistung. Nicht immer haben wir einen so genialen Helfer zur Seite, wenn wir einen Fehler machen; obwohl – der Schritt vom FEHLER zum HELFER ist nicht ganz so weit, bestehen die beiden Begriffe doch aus denselben Buchstaben.

     

     

  • Fehler als Lernpotenzial

     

    Es gehört zu den Kernaufgaben von Eltern, Lehrerinnen und Pädagogen, Lernen zu ermöglichen, den Kindern und Jugendlichen unterstützend beizustehen, wenn sie Fähigkeiten entwickeln, dabei Fehler machen und Schwächen zeigen. Der wohlwollende Umgang mit letzteren ist nicht selbstverständlich, auch wenn wir wissen, dass Fehler ein grosses Lernpotenzial bereithalten. „Aus Fehlern werd‘ ich klug, darum ist einer nicht genug.“

    Zugegeben, dieser Ratschlag ist nicht optimal, wenn es darum geht, in der Schule Prüfungen zu schreiben, die benotet werden. Es kommt sehr wohl auf den Kontext an, in welchem ich mir eine Volksweisheit zu Herzen nehme.

     

  • Nichts gilt immer

     

    Es gibt vermutlich nichts, das immer gilt. Fleiss ist eine Tugend, die uns ein Burnout beschert, wenn wir es nicht verstehen, einen Ausgleich zu schaffen zwischen Anstrengung und Entspannung. Im dicht gedrängten, stressigen Alltag wird Ruhe und Entspannung, das Loslassen und Gutseinlassen zur wünschenswerten Ressource. Da kann die eifrige Mutter von ihrem „chillenden“ Jugendlichen lernen.

    Es gibt Ressourcen, die sind offensichtlich und geniessen gesellschaftliches Prestige wie beispielsweise gute Schulnoten, Sportlichkeit oder ein ansprechendes Aussehen. Andere Ressourcen sind etwas schwieriger zu erkennen oder weniger gesellschaftstauglich. Ich denke da an den wortkargen Freund, der keine Abendgesellschaft unterhält, aber ein guter Zuhörer ist. Oder das Mädchen, das mit erbarmungsloser Bestimmtheit seinen Willen kundtut und die Eltern damit immer wieder in Verlegenheit bringt, in der Pubertät jedoch mit derselben Entschlossenheit Annäherungsversuche von unerwünschten Bewerbern abwimmelt.

     

  • Ressourcen als Kapital

     

    Ressourcen sind ein kostbares Kapital, um den Lebensalltag zu bewältigen, Herausforderungen und Krisen zu begegnen. Ressourcen wahrzunehmen und zu nutzen bedeutet ein Anknüpfen an die eigenen Lebenskräfte. Es geht um das Nutzbarmachen von Kräften, die in jedem Menschen vorhanden sind.

     

    Der Fehler von Herbie Hancock forderte Miles Davis heraus, auf der Grundlage seiner Fertigkeiten in einem kreativen Prozess zusätzliche Ressourcen zu mobilisieren und zur Geltung zu bringen. Dabei scheint er über sich selber hinausgewachsen zu sein.

     

    In Modul 3 unserer Weiterbildung, die am 26. Oktober startet, lernen Sie, welche strategischen Manöver aus der Fehler-Falle führen und wie sie unter erschwerten Bedingungen Ressourcen mobilisieren und dadurch die Kooperationsbereitschaft stärken.

    Es sind noch Plätze frei.

     

WEITERBILDUNGS-ZENTRUM

FÜR LÖSUNGSORIENTIERTE

THERAPIE UND COACHING

 

ROLAND SEEFELD

BRUCHSTRASSE 6 · 6003 LUZERN